Universität Dortmund
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FACHBEREICH 16

  Geographie - Kunst - Musik - Sport - Textilgestaltung
   
   
   
  Interdisziplinäres kulturwissenschaftliches Kolloquium des FB 16
  Beiträge des Instituts für Kunst und ihre Didaktik
   
  Abstract: Kulturwissenschaft und Kunstdidaktik
  Prof. Dr. Klaus-Peter Busse
   
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Wenn auch viele die Aktualität der Kulturwissenschaft vor allem an den Hochschulen für eine Modeerscheinung halten, ist die kulturwissenschaftliche Debatte für die Kunstdidaktik und für den Kunstunterricht sehr aufschlussreich. Diese Debatte trat etwa gleichzeitig zu gravierenden Veränderungen in der Kunst und Alltagskultur auf. Man kann sie sogar als eine Reaktion auf die ausgeweiteten Kunstbegriffe, auf die Herrschaft des Bildes in der Pop-Kultur und auf die Akzeptanz alltagskultureller Handlungen sehen. Während sich auf der einen Seite die Künste transdisziplinär wie transmedial begriffen und sich künstlerische Äußerungen und populärkulturelle Prozesse durchdrangen, wurden kulturelle Handlungen außerhalb der Kunst von Forschern als bedeutungsvolle kulturelle Praxis ernstgenommen und untersucht. Das Interesse einer die Fachdisziplinen übergreifenden Betrachtung von Kultur begründet sich durch die Interdisziplinarität der Künste selbst und aus einem Verständnis von kultureller Praxis, die auch im Alltag stattfindet und wiederum selbst "multimedial" ist. Sinnproduktionen in einer Kultur äußern sich in Praktiken der Musik, des Tanzes, des Körpers, der Inanspruchnahme von Räumen und Textilien. Die Forschungen der britischen "cultural studies" im Umkreis um Stuart Hall und John Fiske oder die kultursoziologischen Untersuchungen der alltagsästhetischen Schemata erkennen in der Alltagskultur eine besondere Form der Mitteilung jenseits der Kunst. Dass die Kultur in ihrer medialen Präsenz stark von der Macht technischer Apparate und der Diskursnetzwerke neuer Informationstechnologien geprägt ist, erweitert die Kulturwissenschaft zu einer Medientheorie. Kulturwissenschaftliche Fragen medientheoretischer Art beziehen sich beispielsweise darauf, welche Einflüsse "Maschinen" auf die Herstellung und Rezeption von Bildern haben und wie sich die Kultur aufgrund der Digitalisierung verändert hat. Die Aufmerksamkeit alltagskultureller Untersuchungen richtet sich auf Geschmacksgemeinschaften, kulturelle Identitäten, Arsenale von kulturellen Zeichenvorräten und auf den Gebrauch von Diskursen in kulturellen Handlungen.

Während Scherpe und Böhme den kulturwissenschaftlichen Forschungsansatz als eine realistische Methodologie der Vernetzung der betroffenen Fachdisziplinen betrachten, unternimmt Doris Bachmann-Medeik einen inhaltlich präziseren Vorstoß, indem sie Kultur nicht nur als Text begreift, sondern eine Forschungsprogramm entwirft, mit dem performative, also tatsächlich stattfindende Äußerungen als kulturelle Handlungen untersucht werden. Ausgehend von einem sehr weiten Textbegriff definiert sie alle medialen Träger solcher Diskurse als Übermittlungsfunktionen von "Traditionen und Überzeugungssystemen, Schlüsselsymbolen und -praktiken". Kultur erscheint als "eine Konstellation von Texten, die - über das geschriebene Wort hinaus - auch in Ritualen, Theater, Gebärden, Festen usw. verkörpert sind". Tatsächlich beinhaltet ihr Untersuchungsansatz nicht nur die Rekonstruktion von tieferliegenden Bedeutungsschichten oder Kodierungsformen kultureller Äußerungen, sondern auch die Untersuchung der Äußerung als "performative act". Doris Bachmann-Medeik bezieht sich auf Victor Turner, wenn sie eine Dynamisierung der Symbolanalyse erkennt, indem "Symbole nicht als Funktionsgrößen für ein gesellschaftlich-soziales System betrachtet, sondern sie eingebunden werden in prozessuale Formen wie soziales Drama und Ritual". In einer so verstandenen Kulturwissenschaft wird das ästhetische Verhalten von Kindern und Jugendlichen in besonderer Weise als eine Voraussetzung für die Planung und Durchführung von Kunstunterricht beleuchtet. Es erscheint hier nicht mehr als eine ausschließlich bildnerische Praxis (etwa in der Kinderzeichnung), sondern als ein Verhalten, das sich in allen Medien ausdrückt. Vor allem die kulturwissenschaftlichen Untersuchungen der Jugendkultur und Jugendästhetik stellen ein Unterrichtsskript "Lernvoraussetzung" auf ein breiteres Fundament. Dieses Fundament erkennt im ästhetischen Handeln Kinder und Jugendliche nicht als Opfer einer medialen Massenindustrie, sondern als aktive Mitgestalter ihrer kulturellen Umgebung. Was unterscheidet vernetzten, interdisziplinären Kunstunterricht von seiner Position als Unterrichtsfach? Er verwirklicht ästhetisch-künstlerische Handlungsformen in direktem Lernkontext zu wissenschaftlichen Methoden, schärft den Blick für die künstlerischen Inhalte des Fachunterrichts, motiviert und bildet sein künstlerisches Profil. Der vernetzte Kunstunterricht ist der Rahmen für die Untersuchung alltagsästhetischen Verhaltens, die nur kulturwissenschaftlich durchzuführen ist, und entlastet damit die Ansprüche an den Fachunterricht. Er kann künstlerische Methoden in der Sinnkonstitution akzentuieren oder bildwissenschaftliche und medientheoretische Methoden in den Arbeitsbereich anderer Fächer bereit stellen. Kunstunterricht als Fachunterricht wird nach allen curricularen Unsicherheiten wieder Raum für künstlerische Erfahrungen.

 
Aby Warburg als Beispiel einer kunstwissenschaftlichen Methode
Dr. Ellen Markgraf
"Mir war es weniger zu tun um die glatte Lösung, als um die Heraushebung eines neuen Problems..." Aby Warburg

Eine Fachwissenschaft stellt sich vor - im Wesentlichen unter einem ganz bestimmten Aspekt. Die Methoden im Rahmen der Kunstwissenschaft sind mannigfaltig. Geläufige Namen unter anderen Heinrich Wölffin, Erwin Panofsky als Klassiker und Beat Wyss oder Griselda Pollock als neuere Vertreter mit entsprechend aktualisierten Ansätzen. Die Entscheidung, Aby Warburg auszuwählen, verbindet sich mit der Idee, unter Umständen fächerübergreifend realisierbare Möglichkeiten anzudenken. Vor diesem Hintergrund wird in einem zweiten Teil ein angedachtes Projekt vorgestellt, das eine Gemeinschaftsarbeit der in diesem Fachbereich versammelten Fächer möglich werden ließe.

Aby Warburg lebte von 1866 bis 1929, er stammte aus einer Hamburger Bankiersfamilie. Er gilt als Begründer der modernen Bildanalyse; der Begriff 'Ikonologie' ist hier relevant - und seine, wenn auch in großen Teilen fragmentarischen schriftlichen Überlieferungen lassen sich als frühe kulturwissenschaftliche Ansätze beschreiben.
Vom indianischen Schlangentanz mit der angesprochenen Ambivalenz zwischen Magie und Logos, der in diesem Vortrag unter anderem vorgestellt wurde, über die anderen Kulturen führt der Weg nun zu dem angedachten Projekt, das durchaus in Teilen mit der Warburgschen Methodik in Verbindung gebracht werden könnte - es geht um das Thema:
Der Tanz als kulturelles Ausdrucksmittel
Kulturgeschichtliche Aspekte des Tanzes
-die Darstellung des Tanzes in der bildenden Kunst
-die Bedeutung des Tanzes in der Musik
-die Ästhetik der Bewegung, der tänzerischen Bewegung im Sport
-die kulturellen Unterschiede des Tanzes im Sinne von Ritual etc. in der Geographie
-Kleidung, Ornamentik in der Textilwissenschaft
   
 
1. Veranstaltungsankündigung
2. Geographie
  3. Kunst
  4. Musik
  5. Sport
  6. Textil
 
  Ergebnisse
   
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