Universität Dortmund
Universität Dortmund
 

FACHBEREICH 16

  Geographie - Kunst - Musik - Sport - Textilgestaltung
   
   
   
Parlez-vous Français ?
Do you speak English?
     
Interdisziplinäres kulturwissenschaftliches Kolloquium des FB 16
 

Das textile Medium

(in Forschung, Gestaltung und Vermittlung) als kulturwissenschftliches Arbeitsfeld Historische Entwicklung kulturwissenschaftlicher Ansätze am Dortmunder Institut (Beitrag zum Kulturwissenschaftlichen Kolloquium SS 2000 in Stichworten)

Prof. Dr. Heide Nixdorff, Institut für Textilgestaltung und ihre Didaktik / Kulturgeschichte der Textilien
 
 
 

1. Phase


Mit Lehrstuhlwiederbesetzung 1986 fiel die Entscheidung für das Primat zugunsten der Fachwissenschaft „Kulturgeschichte der Textilien", ein damals defizitäres Forschungsfeld.

1991 Genehmigung des M.A.-Studienganges „Vergleichende Textilwissenschaft (kulturgeschichtlich)", mit dem Ziel, das bis dahin in Geschichte, Ethnologie und Kunstgeschichte mehr maginal beforschte Gegenstandsfeld in einen historisch-anthropologischen Kontext zu stellen im Sinne eines Gesamtspektrums der Wissenschaften vom Menschen und der Künste (Anatomie, Physiologie, Ästhetik, Rhetorik), wie es H. Böhme beschreibt. Damit wurde eine geeignete theoretische Implikation für das Fach in der Lehrerbildung gelegt.


Themenspektren der 70er und frühen 80er Jahre: Geschichte der Sinne (Stichwort: Dominanz der Fernsinne, bes. des Auges bestimmte einst das Interesse an Gestaltung des Textilen als Träger von Zeichen und Bildern; mit der Rückkehr des Körpers und der Wiederentdeckung der Nahsinne entwickelte sich ein „Interesse für das Materiale, für das ‚Innenleben', den Tragekomfort mit Konsequenzen für die Ästhetik, z.B. Filzen; Kunst mit textilen Materialien bei Christo, Walter, Beuys; Material und Weiblichkeit (Helmhold), ferner für aktuelle ästhetische Theorien und Farbenlehre (Nixdorff, Spies)
Weitere Themenfelder: Körperbild und Kleidung; die Lesbarkeit von Kleidungskonzepten legen das Studium der Körper- bzw. Leibbilder im jeweiligen kulturtheoretischen Kontext nahe.
(Der menschliche Leib als universaler, sozialer, politischer oder vereinsamter Körper, seine Abgrenzung gegenüber Tier, Gott, Maschine). Themen für Lehre, Forschung und Veröffentlichungen: das Tier im Outfit des Menschen; Die Bestie in der Mode; Mensch und Maschine; Der hedonistische Körper (wellnes), versus homo cyber sapiens; (Nixdorff); Absurdität der Kleidung im Butoh; No-Theater und Kostümformen; Mode, Körper, Oberflächen. (Helmhold).

Einfluß der Ethnologie auf die historische Anthropologie: Sich dem Rätselhaften, dem Fremden, dem Verstellten in der eigenen Kultur zu stellen – die Rückkehr des Ethnologen: Hermeneutisch interpretierende Kulturanalyse; Kultur- Bedeutungsgewebe als räumlich-zeitlich befristeter Ausschnitt (Clifford Geertz). Weitere Vertiefung der Ergologie und Technologie durch die Ansätze der Baseler Bühler-Schule. Gastdozenten: Seiler-Baldinger, Nabholz-Kartatschoff, Vogelsänger. Vertiefung kunstgeschichtlicher Ansätze durch Beaucamp-Markowski, Böselager, Spuhler, Mikosch; Vertiefung ethnologischer durch Linnebuhr und Bendt.

Das Fach Textilgestaltung/Kulturgeschichte der Textilien in Dortmund war in diesem Sinne immer schon kulturwissenschaftlich orientiert, insofern als , „das die historische Anthropologie nicht als Sparte der Kulturwissenschaft, sondern als eines der sie organisierenden Zentren" ausgewiesen wird, wie Hartmut Böhme, Müller Matussel es formulieren (Orientierung K. 00, 131ff);

 

2. Phase

Seit 1993/94 verstärkt Einladungen von Jungakademikern mit bekleidungswissenschaftlichem Schwerpunkt aus der empirischen Kulturforschung (Universität Tübingen und Marburg) zu den Themenspektren Alltagskultur,Modeforschung u.a. (Ellwanger, Böth). Konfliktpotential in dieser Zeit ergab sich aus einer Tendenz zur Vereinseitigung von fachwissenschaftlichen Themen ohne Ausweisung ihrer Stellung im Gesamtgefüge „menschliche Natur". Diese stießen auf eine von der Didaktik ausgehenden Bestrebung nach eigenständiger abstrakter Ordnungsmetapher. Eine Zusammenführung gelang durch die kulturwissenschaftliche Arbeit und fand ihren Niederschlag in der neuen Studienordnung (Vernetzung der Teilgebiete und Bereiche).

 

 

3. Phase

1996 mit der Wiederbesetzung der C3-Stelle im Institut mit einer Kulturwissenschaftlerin (Mentges) und neuen Gastdozent/Innen (Hauser, Heintz, Göbel, Devoucoux) wurde Lehre und Forschung durch neue Themenfelder ergänzt: Männermode; Maiglöckchenlinie; Kitsch; gebrauchte Kleidung;theorieorientiertes, kulturwissenschaftliches Argumentieren. Diese haben die aktuelle kulturwissenschaftliche Akzentuierung gefördert und neue Denkanstöße für die Fachdidaktik (Didaktik der Dekonstruktion) und Gestaltungspraxis (handlungsorientierte ästhetische Form künstlerischer Praxis) geliefert.

Ein Metablick auf Kulturwissenschaft führt beredt vor, wie nah verwandt sie mit dem Forschungsfeld Kulturgeschichte der Textilien ist: Kulturwissenschaft wird als „weiches Thema" bezeichnet, dass sich konstruktiv und fließend gegenüber den Aufgabenstellungen zu verhalten habe; sie wird eine „lebendige Stätte des Fortschritts" (Behler) genannt, welche Lebensproblemlösungsinhalte zu entwickeln haben, indem es das je Verborgene aufdecke und systematisch überprüfe bezüglich der richtungsbestimmenden Faktoren menschlicher Natur (H. Böhme 2000).
Bei der sich entwickelnden Forschungsbreite im Fach darf nicht übersehen werden, dass die spezifischen Bedeutungspotentiale des textilen Mediums als Spektrum der Kultur selbst einer weiteren Vertiefung bedürfen.
Dem Versuch einer Forschungsvertiefung durch die Implikation einer Integration und eines Korrektifs, wie es z.B. A. Gurjewitsch für eine Fachdisziplin fordert, wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Wir haben 1995 den Versuch unternommen, namhafte Vertreter diverser Fachdisziplinen zum Thema „das Textile als Grenzphänomen" vortragen zu lassen, um damit vom Ding-an-sich-Charakter auf seine stete Bezogenheit auf Etwas, eben auf seine Begrenzungs- /Entgrenzungsbedeutung zu verweisen. Die Veröffentlichung erschien 99 und könnte noch einen breiteren Diskurs zum dem Problem einleiten.

 
   
1. Veranstaltungsankündigung
2. Geographie
  3. Kunst
  4. Musik
  5. Sport
  6. Textil
 
  Ergebnisse
   
UniDo Logo
   
 © Dekanat FB16, 22.01.2001 | Kontakt | Impressum | Webmaster |