Universität Dortmund
Universität Dortmund
 

FACHBEREICH 16

  Geographie - Kunst - Musik - Sport - Textilgestaltung
   
 
   
   
 

Werner Abegg / Abel Varga

 

   
 

"Interdisziplinär" beim Wort genommen - Sensibilisierung für Zwischenräume

 

 
 

Der Fachbereich 16 (Geographie, Kunst, Musik, Sport, Textil) setzt sich neue Ziele. Die Lehrerbildung bildet nach wie vor die zentrale Aufgabe, sie wird jedoch erweitert um ein interdisziplinäres Studienmodul, welches mit kulturwissenschaftlichen Fragestellungen die Zwischenbereiche zwischen den Fächern ausloten soll. Erste Schritte auf diesem Wege sind bereits getan. Ein interdisziplinäres Kolloquium im Sommersemester 2000 sowie ein einwöchiges Orientierungstutorium für die Studienanfänger aller Fachbereichsfächer gemeinsam, das nach erfolgreichem Start im Wintersemester 2000/01 nun vor dem Sommersemester 2001 wiederholt wurde, waren Teile des Neubeginns, der mit einem zweitägigen Symposion im Januar 2001 seinen ersten Höhepunkt markierte. Über das Thema "Ästhetische Erfahrung und kulturelle Praxis" diskutierten mit den Fachbereichsmitgliedern die Universitätsprofessoren Detlef Hoffmann und Gert Selle (beide Oldenburg), Thomas Alkemeyer (FU Berlin), Max Fuchs (Remscheid), Hans-Jürgen Hasse (Frankfurt a.M.) und Hans-Joachim Lenger (Hamburg) in Referat und gründlicher Diskussion. Das Symposion gab wichtige Anstöße.

 

 
 

Einigkeit besteht darin, dass es um eine neue Qualität der Lehrerbildung geht. Über die weiterhin notwendigen Fachkompetenzen hinaus müssen den Studierenden Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeit in den Bereichen von Hoch- und Alltagskulturen vermittelt werden, die sich nicht innerhalb abgegrenzter Sparten, sondern gerade dazwischen und darum herum ständig neu entwickeln. Die Künste selbst überschreiten ihre Grenzen, es entstehen neue Verknüpfungen und neue Kulturen, bzw. Subkulturen. Die Wahrnehmungen im Alltag verändern sich stetig mit zunehmender Rasanz und abnehmender Vorhersehbarkeit.

 

 
 

Lehrerinnen und Lehrer müssen sich in der zukünftigen Schule hiermit kompetent auseinandersetzen können, sie müssen in Konstellationen pädagogisch handeln können, die heute noch kaum absehbar sind. Dies erfordert für ihre Ausbildung eine Sensibilisierung für Unverfügbares, noch nicht Absehbares. Fachinhalte und Fachgrenzen verlieren an Konstanz, aber nicht an Bedeutung für eine Handlungskompetenz, die zu erweitern ist um eine geschulte sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit. Gerade die sinnliche Wahrnehmung aber spielt in den Fächern des Fachbereichs 16 eine zentrale Rolle. Die Fächer befassen sich mit den verschiedenen Bereichen der nonverbalen Kultur, d.h. mit Erfahrungsbereichen, in denen sinnliche und leibliche Wahrnehmungen eine besondere Rolle spielen. Diese laufen fast immer über mehrere Sinne ab.

 

 
 

Es geht also darum, zukünftige Lehrerinnen und Lehrer verstärkt für eine Wahrnehmung kultureller Prozesse über ihre Sinne zu öffnen. Sie benötigen Offenheit und Sensibilität für Überraschungen, für Situationen zukunftshaltiger Instabilität. Im interdisziplinären Studium kann dies heißen:

 

 
 

· Fachgrenzen definieren und zugleich ignorieren,

 

· experimentelle Neugier kultivieren,

 

· begriffliche Zwänge abstreifen,

 

· Phantasie frei setzen.

 

Es sei noch einmal betont, dass es sich hierbei um Erweiterungen von Kompetenzen handelt; die Fachdisziplinen und ihre Methodenrationalität werden nicht abgeschafft!

 

 
  Die Forschung im Fachbereich 16 soll ebenfalls eine interdisziplinäre Neuorientierung erfahren, unbeschadet weiterverfolgter Fachforschungen. Im Rahmen der Forschungsbänder wird sich dies auch fachbereichs-überschreitend auswirken. Neue Leitbegriffe werden erörtert:
 
 

- Handlungsintelligenz. Gerade künstlerische Prozesse erweisen sich als schwer kalkulierbar, es entwickeln sich Entscheidungsabläufe im Handeln, es verselbstständigen sich Abläufe und führen zu Resultaten, die nicht geplant waren. In solchen Prozessen bewährt sich eine besondere Art von Intelligenz, die sich schulen lässt. Sie tritt aber auch in anderen Handlungsfeldern auf, z. B. im Maschinenbau oder bei der Textproduktion. Eine noch wenig erforschte Rolle spielt hierbei die Sensualität.

 

- Unverfügbarkeit. Schöpferische Prozesse sind instabil, sie entzünden sich an der Konfrontation von Mensch und Material. Sie können Zustände der Beschwörung hervorrufen, Refugien der Unentscheidbarkeiten, der Unbenennbarkeiten schaffen.

Parlez-vous Français ?
Do you speak English?
     

- Leiblichkeit. Am Spiel und seinen Gestensystemen lassen sich Reaktionen auf gesellschaftliche Zustände z. B. in den neuen Sportarten registrieren. Man kann im Zusammenhang mit diesen Gestensystemen von "Intelligenz des Leibes" sprechen (Alkemeyer).

- Intermedialität. Der Bezug zwischen Alltags- und Hochkultur wird immer dichter. Ein intertextuelles Bezugssystem entsteht, das keine Mediengrenzen kennt. Die digitalen Medien kennen nur andere Medien als ihren eigenen Inhalt, in diesem digitalen Bezugssytem sind intermediale Gestaltungsformen angestrebt, die "zwischen" den Medien agieren.

 

Der Fachbereich sieht in diesen Planungen einen Beitrag zur Universitätsreform, zu dem seine Fächer geradezu prädestiniert sind. Er versteht den prinzipiellen Bezug auf die Lehrerbildung auch als eine Richtungsentscheidung, die allerdings mit den aktuellen Empfehlungen des Expertenrats nicht ohne weiteres in Einklang zu bringen ist. Hier werden differenzierte Lösungen zu finden sein. Alle Kolleginnen und Kollegen des Fachbereichs halten die Interdisziplinäre Neuorientierung der Lehrerausbildung in ihren und auch weiteren Fächern für sinnvoll und erstrebenswert.

 

 
1. Einleitung
2. Programm
 
  3. Ergebnisse
 

Perspektivenbildung
Erkenntnisse

   
UniDo Logo
       
 © Dekanat FB16, 21.03.2001 | Kontakt | Impressum | Webmaster |